Der Christstollen – das beliebteste deutsche Weihnachtsgebäck
Der Christstollen ist das passende Gebäck in der Adventszeit für alle, die es gern besinnlich und traditionell mögen. Besonders bekannt und beliebt ist heute der Dresdner Christstollen. Erfunden haben ihn die Dresdner zwar nicht – aber sie haben ihm zu höchster Vollendung verholfen.
Die Geschichte des traditionsreichen Weihnachtsgebäcks
Irgendwann im Mittelalter war’s, da wurde das wohl älteste deutsche Weihnachtsgebäck, der Stollen, erfunden. Seine erste urkundliche Erwähnung fand er in Naumburg an der Saale im Jahre 1329 – das gute Stück war ein Geschenk für den dortigen Bischof Heinrich. Allerdings hatte dieser Stollen nur bedingt mit der heutigen Köstlichkeit zu tun, denn er bestand lediglich aus Wasser, Hafer und Rüböl. Die Adventszeit war damals Fastenzeit, so waren luxuriöse Zutaten wie Butter, Milch und Eier tabu. Dem sächsischen Adel aber mundete das spartanische Gebäck mit seinem leicht tranigen Geschmack gar nicht. So wandten sich im Jahre 1430 die Kurfürsten Ernst und Albrecht an den amtierenden Papst, mit der untertänigsten Bitte, das Butterverbot für den Stollen doch aufzuheben. Doch damit bissen die Herrscher beim Vatikan auf Granit. Erst Jahrzehnte später genehmigte Papst Innozenz VIII. in seinem berühmten „Butterbrief“ die Verwendung des Milchprodukts anstelle von Rüböl. Die Erlaubnis galt zwar nur für den Adel – das sündige Volk sollte bitteschön weiter Rüböl-Stollen essen – doch die Dresdner Bäcker legten die Angelegenheit recht großzügig aus. Schon nach kurzer Zeit war der Dresdner Stollen, auch Striezel genannt, in ganz Sachsen beliebt. Und er wurde beileibe nicht nur von Profis gebacken: Praktisch in jedem Haushalt formte man in der Weihnachtszeit fleißig Stollenlaibe und jede Familie benutzte dabei ihr eigenes, eifersüchtig gehütetes Stollenrezept. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten verfuhr man so, die Stollen wurden von den Familien lediglich zum Backen in die Bäckerei gebracht.
Nach 1989 wurde der Stollen dann sogar zur Staatsaffäre. Bislang konnte nämlich jeder den Begriff „ Dresdner Stollen“ verwenden und Produkte unter diesem Namen auf den Markt bringen. Im Zuge der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde der Dresdner Christstollen dann jedoch als geografische Herkunftsangabe und eingetragene Marke geschützt.
Andere Länder, andere Namen
Abgesehen von Dresden wird natürlich auch in anderen Regionen zur Weihnachtszeit fleißig Stollen gebacken, in Bremen zum Beispiel der „Bremer Klaben“, in Westfalen der „Münsterländer Stollen“, im Kölner Raum der „Kölner Stollen“, in Erfurt das „Schittchen“ und in München der „Münchner Kindl Stollen“.
Der klassische Stollen enthält neben der besagten Butter vor allem jede Menge Rosinen, was beim Verbraucher nicht überall auf Gegenliebe stößt. Vielen Menschen sind Rosinen gegenüber geradezu verhasst, weswegen sich diverse Alternativen zum ursprünglichen Christstollen etabliert haben. Optisch und inhaltlich am nächsten mit diesem vergleichbar ist der Mandelstollen. Auf Trockenfrüchte wird hierbei meist verzichtet, dafür ist der Mandelanteil stark erhöht. Ebenfalls sehr beliebt sind Stollen-Varianten mit Mohn. Regional bedingt werden die als Mohnstriezel oder Mohnstollen angeboten, in der Hauptsache unterscheiden sie sich in der Form: Mohnstriezel wird wie der Christstollen auf dem Blech gebacken, Mohnstollen hingegen in der Kastenform. Zusätzlich zu diesen Klassikern wird in den letzten Jahren in den Stollenbäckereien fleißig experimentiert. Schokostollen mit Schokoladenstücken anstelle der Rosinen beginnt sich mehr und mehr durchzusetzen und in Westfalen werden Stollen mit ausschließlich heimischen Zutaten gebacken. Haselnüsse ersetzen hier die Mandeln und anstelle von Rosinen enthält der „Westfalenbäcker-Stollen“ getrocknete Äpfel, Pflaumen und Kirschen.