Jugendstil

Wenn alljährlich Weihnachten vor der Tür steht, dann beginnen viele Menschen, ihr Heim zu schmücken. Weihnachtliche Dekomaterialien findet man zuhauf in den Geschäften, doch Tipps für einheitliche und stilvolle Dekoration sind oft rar. Eine Schmückung mit Jugendstil-Elementen lässt das Zuhause jedoch im ganz besonderen Glanz erstrahlen und ist mit einigen Tricks und Kniffen auch für Dekomuffel leicht umzusetzen.

Im Gegensatz zu herkömmlichem Weihnachtsschmuck wirken Jugenstilelemente nicht kitschig und das, obwohl sie mitunter sehr verspielt sind. Der als Jugendstil oder auch Art Nouveau bezeichnete Kunsstil erlebte seine Blütezeit am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Der Begriff Jugendstil lässt sich auf den Gründer der Zeitschrift „Jugend“, Georg Hirth, zurückführen. Er beschreibt einen Kunststil, der sich von der aufkommenden Technik und Industrialisierung abwendet und stattdessen weiche Konturen aufweist. Obwohl er auch in der Industrie gebräuliche Elemente wie Eisen, Kupfer oder Zinn verwendet, wirkt Jugendstil dennoch nicht kühl. Ganz im Gegenteil, von vielen Menschen wird diese Kunst als besonders romantisch empfunden genauso wie Weihnachten als Fest der Liebe gilt. Was liegt also näher, als Jugendstil und die Weihnachtsdekoration miteinander zu verbinden?

Art Nouveau – 19. Jahrhundert

Um stilecht der Art Nouveau entsprechend dekorieren zu können, ist es ratsam, sich einmal gedanklich in ein Weihnachtsfest des ausgehenden 19. Jahrhunderts hinein zu versetzen. Tannenbäume konnten sich damals längst nicht alle Menschen leisten und wenn, dann brannten darauf echte Kerzen aus Wachs. Sie waren weiß, denn im Jugendsstil dominierten Pastelltöne. Knallige Farben wie Rot wurden vermieden. Neben echten Kerzen schmückten auch handgefertigte Engel und Schneeflocken aus Holz den Baum, ohne ihn überladen wirken zu lassen. Manchmal waren die Figuren lackiert in pastelligen Tönen oder aber naturbelassen. Lametta in Silber war ebenfalls beliebt sowie Kugeln in einfachen Farben ohne Verzierungen. Die Spitze des Baumes krönte ein Aufsatz aus Eisen, manchmal auch eine gläserne Spitze. Im Jugendstil galt der unverbrüchliche Grundsatz der Schlichtheit. Und auch noch heute gilt: ein dezent geschmückter Baum besticht viel mehr durch seine Schlichtheit als ein knallig behängter mit elektronischer Beleuchtung.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert speiste man aus zeitlosen Porzellan-Tellern und trank aus schnörkellosen Tassen. Mithilfe eines Services aus Großmutters Zeiten schafft man auch heute eine stilechte Atmosphäre. Ornamentreiche Stoffe in Pasteltönen können dabei als Tischläufer oder Tischdecken dienen. Besteck sollte stillecht aus poliertem Silber sein und Gläser bestenfalls aus Kristall. Statt Raclette oder Fondue sollte ein typisches Weihnachtsessen wie Ente aufgetischt werden. Servietten können schlicht gehalten sein in Weiß oder Creme. Im Fachhandel gibt es jedoch auch solche mit Jugendstilmotiven zu kaufen. Hierzu zählen etwa Efeuranken oder die Bildnisse junger Frauen mit Römersandalen und langen Kleidern.

Servietten mit Jugendstilmotiven kann man auch zum Basteln von Dekor verwenden. Mithilfe der Serviettentechnik lassen sich die Bildmotive der Servietten auf Tischmülleimer, Kerzen oder Schalen übertragen. Man benötigt nur ein Schwämmchen und Kleister. Anleitungen zur korrekten Ausführung der Serviettentechnik finden sich im Internet. Alternativ kann man Blumentöpfe etc. auch mit sogenanntem Florentiner-Papier einschlagen. Dies ist fester als normales Papier und mit aufwendigen Ornamenten verziert. Auch mit Wachs kann man Kerzen mit Jugendstilsymbolen verzieren. Inspirationen können die Bilder des tschechischen Künstlers Mucha sein. Kunstdrucke von ihm können nicht nur zur Weihnachtszeit die eigenen vier Wände verschönern.

Krippe, Kerzen und Beleuchtung

Wer in die weihnachtliche Jugendstildekoration etwas mehr investieren möchte, der kann sich eine sehr schlichte Krippe anschaffen und Kerzenständer aus mattem Eisen oder Messing mit entsprechenden schlichten Kerzen besorgen. Gerade in der dunklen Jahreszeit spenden Kerzen ein warmes Licht, sollten jedoch nur unter ständiger Anwesenheit abgebrannt werden. Eine weitere Lichtquelle, die wie der Schwippbogen zur klassischen Weihnachtsdekoration gehört, ist der Herrnhuter Stern. Ihn gibt es entweder aus wetterfestem Material für Draußen oder aber aus Papier für Drinnen. Klassischerweise ist der Stern gelb.

Wie oben ausgeführt ist es nicht schwer, dass eigene Zuhause jugendstilgerecht einzurichten. Einige der benötigten Utensilien wie z.B. schlichte Kerzen finden sich in fast jedem Haushalt. Dabei gilt der Grundsatz: „Schlicht besticht“. Wer sich daran hält, wird sein Zuhause im Handumdrehen in eine stilvolle Jugendstilwelt verwandeln, in der Weihnachten besonders festlich begangen werden kann.