Kinderspielzeug: Früherziehung statt Geschlechterkampf
Gerade für Kinder ist Weihnachten, neben dem eigenen Geburtstag und den Sommerferien, DAS Highlight im Jahr. Neben viel Schokolade und Keksen sind da natürlich auch die Geschenke, welche das Fest so attraktiv machen. Meist haben sich die Kinder das entsprechende Geschenk schon lange gewünscht und die Vorfreude im immer weiter fortschreitenden Dezember konnte kaum durch den Adventskalender im Zaum gehalten werden. Umso freudiger ist dann der Zeitpunkt, wenn es endlich die Geschenke gibt – gewünschte oder überraschende. Im Folgenden möchten wir Ihnen ein paar Tipps im Zusammenhang mit Präsenten geben, vor allem in Hinblick auf die (frühkindliche) Erziehung.
Rosa, Rot und Blau – das alles sind nur Farben
Gerade für Kinder sind Anziehsachen und Wäsche vielleicht keine zu willkommenen, aber meist sehr nützliche Geschenke. Denn die kleinen Familienmitglieder befinden sich ja noch im Wachstum und sehen zu jedem Weihnachtsfest – zumindest was die Größe angeht – anders aus. Bei der Auswahl der zu schenkenden Sachen muss aber nicht zu stark auf das Geschlecht geachtet werden. Gerade im Hinblick auf die Farben der Sachen sollten Sie nicht zu stark in Schemata denken. Blau ist nicht männlich und Rot ist nicht weiblich.
Es gibt keine Jungen- und Mädchen-Spielsachen
Die Werbung vermittelt dem Verbraucher Geschlechterrollen. Werbung für Kinder macht da keine Ausnahme. Während in dem einen Werbespot Jungs mit Autorennbahnen spielen und sich über andere „männliche“ Vergnügungen freuen, da sitzen die Mädchen in einem anderen Spot zusammen mit ihren Freundinnen und den jeweiligen Puppen an einem rosa Tisch und spielen eine englische Teezeremonie nach. Oder die neueste Model-Barbie geht shoppen: „Mädchenaktivitäten“ eben.
Mit diesen Bildern und Szenen werden nicht nur einzelne Spielsachen auf Zielgruppen festgelegt, sondern auch Rollenbilder geschaffen. Dabei können Rennen auch für Mädchen spannend sein. Es gibt Mädchen, die lieber mit Lego spielen als sich mit Puppen zu beschäftigen. Dementgegen gibt es auch Jungs, die Spaß an einer Spielküche haben. Wenn diese Vorlieben aufgrund von Rollenbildern nicht ausgelebt werden können, weil sie für das Kind als entsprechend „falsch“ markiert wurden, ist das nicht sehr förderlich.
Werbung, Spielzeugladen oder doch was anderes?
In Zeiten des Streaming-TVs, der Online-Mediatheken und anderen Angeboten, bei denen die herkömmliche Fernsehwerbung nicht zum Einsatz kommt, ist es einfacher, Kinder von den vorgefassten Rollen zu befreien und sie selbst entscheiden zu lassen. Und somit ist bei einem unbeeinflussten Gang in den Spielzeugladen mehr die Fantasie des Kinds gefragt, wenn es sich ein Geschenk aussucht, als wenn die Werbung den vermeintlichen Grund vorlebt.
Neben rein unterhaltsamen Geschenken und Spielzeug gibt es dann aber auch Präsente, mit der die Bildung der Kinder gestärkt werden kann. Quiz- und Wissens-Spiele, Experimentierkästen, Mikroskope und ähnliches sind zwar eher für schon etwas ältere Kinder geeignet, aber als Beispiele hier nicht unangebracht. Für die soziale Bildung von kleinen Kindern gibt es ebenfalls passende Geschenke. Bücher mit Geschichten, deren Moral aus Respekt, Freundlichkeit und Akzeptanz besteht, eignen sich sehr gut, um schon gefestigte Rollenbilder zu entkräften.
Blau und Rot im späteren Leben
Wie schon in diesem Artikel angesprochen, so gibt es in der Jugend eine Selbstfindungsphase. Im Rahmen dieser Phase wird die eigene Persönlichkeit erforscht, sie wird mit anderen Menschen abgeglichen und mit den Rollen, welche einem Geschlecht zugeschrieben wird, in Zusammenhang gebracht. Dabei kann es gerade für Jugendliche, die sich nicht in diesen Rollen wiederfinden, schwer sein, die eigene Identität anzuerkennen. Darüber hinaus werden jene, bei denen eine Identifizierung mit den Geschlechterrollen leichter fällt, in den gesellschaftlichen Ansichten gestärkt. Und in der Summe dieser zwei Aspekte steigt die Diskriminierung von Menschen, die nicht so sind wie die angepriesene Norm, sowie deren Kummer.
Geschenke, die zeigen, dass alles „normal“ ist
Dass niemand gertenschlank sein muss und dass es mehr gibt als nur heterosexuelle Rechtshänder, das kann einem Kind genauso gut und meist sogar besser beigebracht werden als einem Erwachsenen. Der Erwachsene denkt vor allem bei den Themen Geschlecht und Sexualität nicht von vornherein an Liebe und Glück, sondern ans Kinder machen und an den Erfolg. Kein kleines Kind, dem man erklärt, dass Männer Frauen werden können und umgekehrt, oder dass zwei Männer, zwei Frauen oder wer auch immer mit wem auch immer zusammen sein kann, wird sich die Frage nach dem Koitus stellen und sich fragen, wie die beiden wohl auf der Straße angeschaut werden.
Aber bleiben wir beim Thema Geschenke: Zum Beispiel im Buch „David und sein rosa Pony“ des Vereins Pinkstinks Germany aus Hamburg (pinkstinks.de) wird gezeigt, dass auch Jungs mit rosa Plüschtieren spielen können. Natürlich dürfen sie auch mit Robotern spielen und sogar beides geht. Die Moral des Buchs ist vielseitig und kann neben dem Spielzeug auch später auf einen Partner angewendet werden. Aber es ist ein Kinderbuch, geschrieben für kleine Menschen zwischen 3 und 8 Jahren.